Alle bisherigen Tage im Wildniscamp habe ich draußen geschlafen, im Lean-to, im Wald oder einfach auf der Wiese. Auf Grund des Regens habe ich eine Nacht in meinem Zelt übernachtet.Ich hatte die ganze Zeit ein unbefriedigendes, komisches (etwas trauriges) Gefühl. Irgendetwas fehlte. Zuerst konnte ich nicht erkennen woran es lag.
Bisher war ich der Annahme, dass wenn ich in einem Zelt schlafe, ich ja auch draußen schlafe, da ja nur ein ganz dünner Stoff zwischen mir und der Außenwelt ist. Aber das ist ganz und gar nicht so! In einem Zelt kann ich die Natur nicht spüren. Ich kann weder den Wind auf meiner Haut spüren, noch kann ich in die Dunkelheit der Nacht sehen. Sehe weder Sterne noch den Mond. Ich schotte mich von der Natur ab, fühle mich orientierungslos und abgekapselt.
In der Nacht danach habe ich dann wieder ohne Zelt, einfach auf einer Wiese unter dem Sternenhimmel geschlafen. Sofort war wieder mein glückseliges Gefühl da. Ich fühlte mich wieder eins. Mit der Natur verbunden. Ich weiß nicht wie ich es mit Worten beschreiben soll, es fühlte sich so richtig an, so sollte es sein.
Als ich dann um 6.30 Uhr zu meinem Sitzplatz im Wald ging, war ich ohne Gedanken. Ich war einfach nur glücklich. Ich bückte mich und schaute mir die wunderschöne helllila blühende Diestel an. Die Blüte war wunderschön, ich hätte sie stundenlang betrachten und über ihre Schönheit staunen können. Dann setzte ich mich auf meinen Sitzplatz und war einfach nur glücklich.
Ich freute mich über das Konzert der Vögel im Wald um mich herum. Ich freute mich über die Amsel die 4 Meter vor mir ausgiebig und eifrig die Blätter mit ihrem Schnabel umdrehte auf der Suche nach ihrem Frühstück. Vielleicht wollte sie aber auch nur schauen, welch komischer großer Vogel da jetzt schon wieder unten am Baum hockt. Genau so freute ich mich über die Insekten. Eine Mücke die vor mir nach rechts flog und wunderschön aussah in dem Morgenlicht. Ich freute mich über eine Wespe, die langsam an mir vorüber flog.
Dann betrachtete ich die gelben halb verblühten Blumen die vor mir standen, und die leicht mit dem Wind hin und her wippten. Auch sie sahen wunderschön aus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das auch sie mich glücklich machten. Bisher schaute ich meistens nach Tieren. Nach Lebewesen die sich bewegten und die ich beobachten kann. Erst jetzt sah ich, dass sich alles um mich herum bewegt. Irgendwie war alles in Bewegung. Auch die gelben, halb verwelkten Blumen vor mir. Ich spürte keinen Wind und wunderte mich, dass sie sich trotzdem bewegten. Irgendwie bewegten sich alle Pflanzen um mich herum in einem Einklang. Sie schienen miteinander verbunden zu sein. Irgendwie war alles miteinander verbunden. Es fühlte sich so lebendig und so schön an.
Irgendwie hat sich mir eine neue Sichtweise eröffnet. Ich hätte 5 Minuten, 5 Stunden oder 5 Tage so sitzen und mir all die Bewegungen anschauen können (die Zeit hatte keine Bedeutung).
B.I.